Aktuelles

Uns erreichte eine Anfrage des Wissenschaftskoordinators von B4U-ACT Allen Bishop, der wir hiermit gerne nachkommen.

Alisha Awan, Masterstudentin unter Dr. Craig Harper und Dr. Rebecca Lievesley sucht für ihre Abschlussarbeit aktuell nach Teilnehmer:innen für eine Forschungsumfrage. Ziel der Studie ist die Erforschung der Frage, wie sich unterschiedliche Denkstile auf Bedürfnisse nach Unterstützung auswirken. Dazu werden eine Reihe von Fragen zur eigenen Identität, kognitiven Einstellungen gegenüber Kindern, dem psychischen und sozialen Wohlbefinden sowie sexuellen Verhaltensweisen gestellt.

Die Umfrage ist nur auf Englisch verfügbar. Laut Aussage von Allen Bishop werden keine identifizierenden Informationen wie IP-Adressen gespeichert und es ist eine anonyme Teilnahme (auch per TOR-Browser) möglich. Interessierte finden die Umfrage und weitere Informationen hier: https://www.soscisurvey.de/map-beliefs/


Frau Sophie Lux hat im Rahmen ihrer Dissertation an der TU Chemnitz eine Umfrage zur Stigmatisierung pädo- und hebephiler Menschen erstellt. Untersucht werden soll damit wie man einer möglicherweise stereotypen Wahrnehmung von Menschen mit Pädophilie und Hebephilie begegnen kann. Hierbei möchte sie die Gruppe von zukünftigen Psychotherapeut:innen adressieren.

Dazu soll eine Intervention entwickelt werden, die verschiedene Techniken kombiniert, die stigmareduzierend wirken. Es soll getestet werden, ob damit die Einstellung seitens potenzieller zukünftiger Psychotherapeut:innen zu Menschen mit Pädophilie und Hebephilie und die Bereitschaft, diese theoretisch als Patient:innen aufzunehmen, sich (langfristig) verändern lassen kann.

Teilnahmebedingungen sind unter anderem ein Mindestalter von 18 Jahren und eine pädophile oder hebephile Neigung.

Zur Umfrage gelangt ihr über folgenden Link: https://limes.phil.tu-chemnitz.de/index.php?r=survey/index&sid=296516&lang=de


Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten bei Fragen oder Anmerkungen:

M. Sc. Psych. Sophie Helene Lux

Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie Technische Universität Chemnitz Wilhelm-Raabe-Str. 43 D-09120 Chemnitz Raum 307F Tel.: +49 371 531-30380

Mail: sophie.lux@psychologie.tu-chemnitz.de https://www.tu-chemnitz.de/hsw/psychologie/professuren/klinpsy/index.php


Eine umfassende Untersuchung über Missbrauchsfälle im Bistum Mainz, die gestern vorgestellt wurde, bestätigt erneut, dass die meisten Missbrauchstäter:innen nicht pädophil sind. Von den Beschuldigten in den Fällen, die betrachtet wurden, konnte Pädophilie „nur bei einem geringen Teil“ festgestellt werden. Der Großteil der Taten geht stattdessen auf narzissstisch-soziopathische Täter:innen zurück, denen es um Machtausübung und Demütigung geht, und auf regressiv-unreife Täter:innen, die aufgrund von Defiziten in der persönlichen und sexuellen Entwicklung missbrauchen.

Die Autoren schreiben dazu:

Nachdem noch bis 2010 häufig die Vorstellung vom krankhaft pädophilen Sexualstraftäter dominierte, belegt auch diese Abbildung, dass der fixierte Typus einen eher geringen Anteil an der Gesamtheit der Vorfälle sexualisierter Gewalt aufweist. Deutlich wird vielmehr, dass bei Vorfällen von sexualisierter Gewalt Machtausübung und sexuelle Unreife eine wesentliche Rolle spielen.

Auch wenn die Untersuchung auf eine genaue statistische Einschätzung bewusst verzichtet, bestätigt sie allgemeine Erkenntnisse zu Missbrauch, nach denen die meisten Kindesmissbrauchstäter:innen nicht pädophil sind.

Darüber hinaus kommen die Autoren der Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die pauschale Reduzierung der Ursachen von Missbrauch auf Pädophilie die Aufarbeitung und Prävention in der Kirche über Jahre hinweg erschwert hat.

Besonders aus heutiger Perspektive ist das Bistum erst am Anfang, ein Verständnis für die Thematik zu entwickeln. So liegt der Fokus in dieser Zeit klar auf dem krankhaft pädophilen Täter, ohne die jeweiligen Bedingungsfaktoren der Vorfälle ernsthaft zu reflektieren. […] Das mangelnde Verständnis äußert sich in vielen Bereichen des Umgangs mit Missbrauchsfällen. Es wirkt sich auch aus auf Fragen der Prävention, die noch völlig im Hintergrund sind. Zudem werden verschiedene Ideen und Ansätze von Mitarbeitern weitgehend ignoriert und nicht in konkretes Handeln übertragen.

Damit liefert die Untersuchung ein trauriges Beispiel dafür, dass die Stigmatisierung von Pädophilie und die Gleichstellung von Pädophilie und Missbrauch auch für den Kinderschutz schädlich ist und Missbrauchstaten begünstigt.

Der über 1000-seitige Bericht kann hier im Original abgerufen werden.


Ab dem 01.03. startet ein auf zwei Jahre ausgelegtes Projekt internationales Projekt mehrerer Organisationen, das von der Charité Berlin koordiniert wird. Ziel des Projekts ist das Entwickeln einer Software, die automatisch auf den Rechnern, auf denen sie installiert wird, kinderpornografische Inhalte erkennen und noch vor Anzeige blockieren soll. Die Erkennung soll über eine künstliche Intelligenz passieren, die mit Bildern trainiert wird, welche die britische Internet Watch Foundation (IWF) bereitstellt.

Die Software soll hinterher freiwillig von Menschen installiert werden, die sich in Gefahr sehen, kinderpornografische Inhalte zu konsumieren. Teil des Projekts ist auch die Evaluation der Software mit einer Testgruppe von 180 Menschen aus fünf Ländern. Dazu fördert die EU-Kommission das Projekt mit insgesamt zwei Millionen Euro aus dem Internal Security Fund, der sonst vor allem für die Bekämpfung von organisiertem Verbrechen und Terrorismus gedacht ist.

Auch wenn bislang eine rein freiwillige Nutzung dieser Technologie vorgesehen ist, bleibt es noch eine offene Frage, ob dies auf Dauer so bleiben wird. In dem Kontext ist die ebenfalls von der EU-Kommission vorgeschlagene Chatkontrolle zu erwähnen, welche unter anderem vorsieht, derartige Scans anlasslos zur Pflicht zu machen. Die Chatkontrolle wird von zahlreichen Bürgerrechtsorganisationen und auch Kinderschutzorganisationen als äußerst kritisch gesehen, und hätte nicht zuletzt auch im Kontext Pädophile katastrophale Konsequenzen. Dazu passt auch, dass die IWF, die im Übrigen in der Vergangenheit mehrfach mit stark stigmatisierenden Aussagen gegenüber pädophilen Menschen aufgefallen ist, bereits öffentlich das Vorhaben der EU-Kommission unterstützt hat.

Ebenso stellt sich die Frage, ob die Software zwischen Darstellungen, die den realen Missbrauch von Kindern zeigen und fiktiven Werken wie Zeichnungen oder Computergrafiken, deren Besitz in Deutschland nicht grundsätzlich strafbar ist, differenzieren wird. Die IWF, welche die Datensätze liefert, mit der die künstliche Intelligenz trainiert wird kämpft bereits seit Jahren aktiv für die Eliminierung entsprechender Inhalte aus dem Internet. Dies könnte dazu führen, dass Menschen, die sich die Software installieren, um reale Missbrauchsabbildungen zu blockieren, damit auch automatisch aus der Benutzung von legalen Inhalten ausgesperrt werden, bei deren Erstellung keine Kinder involviert waren.


Auf der Anwaltsplattform anwalt.de ist ein weiterer, sehr lesenswerter Artikel zum Thema Pädophilie erschienen. Der Artikel mit dem Titel Pädophilie, Strafrecht und Stigmatisierung von Rechtsanwältin Hannah Funke ist bemerkenswert, da er die Ursachen und das Unrecht der Stigmatisierung pädophiler Menschen klar benennt:

Stigmatisierungen gehen normalerweise bereits mit dem Vorwurf sexueller Straftaten einher - obgleich diese möglicherweise noch nicht einmal bestätigt sind. […] Menschen mit pädophilen Neigungen sehen sich dieser Stigmatisierungen bereits schon ohne Vorwurf von Straffälligkeiten ausgesetzt. Nicht umsonst wird das Thema tabuisiert und damit der Leidensdruck erhöht. Anlaufstellen sind rar gesät.

Der erste Schritt, das Stigma aufzubrechen und den Leidensdruck zu mindern besteht darin, die Stigmatisierung pädophiler Menschen überhaupt als etwas Falsches zu erkennen und zu bezeichnen. Artikel wie der vorliegende sind leider viel zu rar gesät, aber vielleicht gerade deshalb umso wichtiger.


Im österreichischen Magazin „Exakt“ ist ein Interview mit Georg von Schicksal und Herausforderung e. V. erschienen. Das Interview trägt den Titel: Der Mensch entscheidet, ob die Neigung in die Tat umgesetzt wird.

Anschließend gab es noch kurze Gesprächsrunde unter dem Titel „Höhere Strafen gegen Pädophile leider sinnlos“ mit dem klinischen Sexologen Wolfgang Kostenwein von der Männerberatung in Wien. Das Gespräch hatte aber nur noch am Rande mit Georg zu tun. Dabei fallen leider auch einige Aussagen, die an Konversionstherapien erinnern, wie zum Beispiel die Behauptung, eine pädophile Neigung ließe sich verändern sofern man sich rechtzeitig darum kümmere.

Unser Fazit: trotz einiger stigmatisierender und falscher Aussagen der Moderation und des eingeladenen Therapeuten, ist vor allem das Interview mit Georg ein sehenswerter Beitrag.


Erst letzte Woche berichteten wir von einem Auftritt des Stand-up-Comedians Moritz Neumeier aus dem November letzten Jahres, in dem er sein Programm „Lustig“ aufführte. In einem Ausschnitt des Programms bezog Neumeier unter anderem Stellung gegen die Stigmatisierung pädophiler Menschen als gefährliche Straftäter:innen, und kritisierte Menschen, die ohne nachzudenken Pädophile grundsätzlich wegsperren wollen.

Dieser Auftritt ist im Laufe der letzten Woche auf Twitter viral gegangen und hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Abseits von Drohungen und Beleidigungen kritisierten viele, dass er die Opfer nicht erwähnen würde. Dabei redete Neumeier explizit nicht von Täter:innen, sondern eben von Pädophilen, die nicht straffällig werden.

Der WDR ist gegenüber dieser Welle an Empörung inzwischen eingeknickt und hat nicht nur das Video zu dem entsprechenden Ausschnitt auf YouTube gelöscht, sondern darüber hinaus auch alle Passagen zum Thema Pädophilie aus der Gesamtaufnahme seines Auftritts entfernt. Dazu wurde der Beschreibung folgender Disclaimer hinzugefügt:

Moritz Neumeier spricht sich in seinen Bühnenprogrammen und seinen Veröffentlichungen seit langem und kontinuierlich gegen Hetze und Vorurteile aus und tritt für Respekt und Toleranz ein. In seinem Soloprogramm „Lustig“ thematisiert er den Umgang mit Pädophilie und das Thema Selbstjustiz. Die Reaktionen haben allerdings gezeigt, dass seine Herangehensweise als verletzend und verharmlosend wahrgenommen wird. Die Kritik nehmen wir sehr ernst und haben deshalb entschieden, die Sendung zu bearbeiten und die entsprechende Passage herauszuschneiden und dies transparent zu machen.

Traurigerweise gibt der WDR damit genau denjenigen recht, die Neumeier kritisierte: nämlich Menschen, welche den Unterschied zwischen Pädophilie und Kindesmissbrauch nicht verstehen (wollen), Hassbotschaften verbreiten und sich für Selbstjustiz bis hin zur Ermordung pädophiler Menschen einsetzen.

Menschen, die öffentlich solche Aussagen von sich geben:

Mir fehlen selten die Worte , aber hier … den Wi**er sofort kündigen ist noch das Netteste was mir gerade einfällt … aber warum lachen im Publikum alle ? War das beim Parteitag der Grünen ? 🤢🤮

Einfach abartig

Nur noch krank, langsam verstehe ich gen.immunisierung.

Ein widerwärtiges Arschloch, und dann lachen die verstrahlten Affen.

Ein krankes Stück Dreck ! Diese perversen Schweine fressen+ scheißen auch von meiner Kohle !☝🏽. WDR💩⤵🚾

Dieser Hund kann es drehen und wenden wie er will. Ich werde niemals Pädophilie als harmlos anerkennen und mich weiter dafür einsetzen, das solche Leute ins Gefängnis wandern. Übrigens sagt sein Austritt SEHR VIEL über ihn und den WDR aus

Was ist das denn für eine widerliche pedo Scheisse? @MoritzNeumeier 👈 er hier, ja? Ich hätte dich von der Bühne geholt, glaub’s mir!

Was für ein Widerling @MoritzNeumeier und das ist noch ein harmloser Ausdruck. Diese woke Scheiße zu verbreiten, damit die Gesellschaft Pädophilie akzeptiert. Hier muss sofort ein Riegel vorgeschoben werden. Missbrauch von Kindern ist eine Straftat. Und die Neigung unnormal.

Die Geisteskranken, die lachen, alle mit wegsperren. Vielleicht ist es sogar ausgesuchtes Klientel als Zuschauer.

Sowas darf frei umherlaufen?

@WDR @georgrestle Ernsthaft? Man wirbt jetzt im Gebührenfernsehen für Verständnis für Kinderschänder?

uiiiii Moritz - da kommt jetzt einiges auf dich zu…

#oppedohunt #opchildsafety

Pädophile gehören in unserer Gesellschaft nicht rein.

Der Hurensohn verdient es abgeschlachtet zu werden🤬

Im Angesicht dieser Hassbotschaften, Beleidigungen und Drohungen kann die Entscheidung des WDR, seinen Auftritt auf allen Kanälen zu löschen, nur als rückgratlos bezeichnet werden.


Wer sagt eigentlich, dass Pädophilie immer ein sehr ernstes Thema sein muss?

Dass es auch anders geht, zeigte der Duisburger Stand-up-Comedian Moritz Neumeier mit seinem Auftritt über Pädophilie und Liliputaner, der vom WDR aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde.

Abseits der Witze erzählt Neumeier, wie er über eine Begegnung mit einem pädophilen Menschen gelernt hat, seine Vorurteile abzulehnen, dass Pädophilie keine Wahl ist und pädophile Menschen nicht grundlegend schlecht sind. Und beweist damit gleichzeitig, dass man mit Humor plötzlich Dinge erzählen kann, die in jedem anderen Kontext vor einem großen Publikum undenkbar wären.

Dass dies trotzdem nicht ganz ungefährlich ist, zeigt ein aktueller Thread auf Twitter, wo das bereits mehrere Monate alte Video in den letzten Tagen ein wenig viral gegangen ist. Der Thread ist gefüllt mit Beleidigungen und Drohungen gegen Neumeier, Versuche, sogenannte „Pädo-Hunter“-Gruppen auf ihn anzusetzen, und allgemeinen Hassbotschaften gegen pädophile Menschen.

Und genau deshalb brauchen wir mehr solcher Auftritte. Um vielleicht, Stück für Stück, die Welle des ungeheuerlichen Hasses aufzubrechen und Menschen zum Umdenken zu bewegen, die uns verurteilen, ohne sich je wirklich mit dem Thema Pädophilie auseinanderzusetzen, oder sich vorstellen zu wollen wie es ist, pädophil zu sein. Humor ist ein Weg um das Eis zu brechen und eine Diskussion überhaupt zu starten. Oder, um es mit den Worten Neumeiers zu sagen:

Trotzdem ist es so, dass das politisch Unkorrekte etwas bei den Menschen auslöst und dazu führen kann, dass die Leute anders über ein Thema wie etwa Pädophilie nachdenken.


Update, 17.01.2023: Der WDR hat der Empörungswelle inzwischen stattgegeben und die komplette Passage zum Thema Pädophilie auf allen Kanälen gelöscht. Mehr Details dazu stehen hier.


In dem Artikel geht es um die Lebensgeschichte von Tom Varrel (Name und einige persönliche Details wurden geändert). Auch wenn die Prävention von Kindesmissbrauch in dem Artikel im Vordergrund steht, wird darin recht neutral an das Thema Pädophilie herangegangen. Unter Anderem werden positive Aspekte erwähnt, z.B wie der Interviewte Kinder in seinem Alltag unterstützt und in einem Fall einen Jungen vor dem Suizid bewahrte oder wie er ein Mädchen vor dem Missbrauch durch eine andere Person schützen konnte.

Außerdem wird sogar „Wir sind auch Menschen“ namentlich erwähnt und darin verlinkt.

Alles in Allem ein lesenswertes Interview.

Aufrufen könnt ihr den Artikel unter folgendem Link: https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/53344/wie-ein-paedophiler-nicht-zum-taeter-werden-will


Rechtsanwalt Dr. Daniel Kötz hat der Plattform anwalt.de einen kurzen, aber lesenswerten Artikel über die Strafbarkeit von Kindersexpuppen veröffentlicht. Dort geht Dr. Kötz mit dem Gesetzgeber hart ins Gericht und kritisiert an dem Verbot einige Aspekte, die auch wir für sehr problematisch halten:

Das zweite Problem ist, dass man pädophil veranlagten Menschen damit einer Handlungsalternative beraubt, sich rechtstreu zu verhalten und vor allem, ihre Neigungen nicht an realen Opfern auszuleben. Der Gesetzgeber will solche Menschen damit weiter belasten, um einer moralischen Forderung Nachdruck zu verleihen – eine weitere Fehltat der früheren Bundesjustizministerin. Pädophilie ist eine Neigung, für die niemand etwas kann.