Was ist das Problem?

Das Stigma gegenüber Pädophilen zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Als eine der meist gehassten Minderheiten werden wir regelmäßig mit Verbrechern gleichgestellt, die Kindern das Schlimmste antun. Und das, obwohl die Mehrheit nicht einmal weiß, was Pädophilie eigentlich bedeutet. Und vorallem obwohl Pädophilie gar keine Tat ist.

Fast jeder sieht in pädophilen Menschen eine grundsätzliche Gefahr für Kinder. Ein großer Teil der Bevölkerung würde uns deswegen am liebsten wegsperren oder sogar gleich umbringen. Nur wenige können sich vorstellen, mit einem pädophilen Menschen befreundet zu sein – oder auch nur zu reden. Auch diejenigen nicht, die ansonsten tolerante Einstellungen gegenüber sexuellen Minderheiten haben. Und das auch dann, wenn diese Person nie einem Kind etwas angetan hat.

Pervers, abnormal, widerlich, geistig krank. Missbraucht Kinder. Das sind Eigenschaften, die pädophilen Menschen häufig zugeschrieben werden. Mit positiven Eigenschaften wird Pädophilie von niemandem in Verbindung gebracht. Damit werden wir pauschal vorverurteilt – nicht aufgrund unserer Handlungen oder Persönlichkeit, sondern alleine aufgrund unserer bloßen Existenz.

Wir sind ausgenommen von Antidiskriminierungs - und Gleichbehandlungsgesetzen, können uns also nicht darauf verlassen, Unterstützung aus der Politik und Justiz zu bekommen. Wir können nicht auf die Straße gehen und protestieren, da wir Angriffe und willkürliche Festnahmen befürchten müssen.

Warum ist das ein Problem?

Immer und immer wieder zu hören zu bekommen, dass man eine „tickende Zeitbombe“ oder ein „potenzieller Täter“ sei, hinterlässt Spuren. Oft werden diese Ansichten irgendwann verinnerlicht und übernommen. Viele pädophile Menschen leben daher in permanenter Angst davor, einen sexuellen Übergriff zu begehen. In einigen Fällen kann dies zu einer Art selbsterfüllenden Prophezeiung werden – das heißt, pädophile Menschen begehen Übergriffe unter anderem deswegen, weil sie das Gefühl haben, aufgrund ihrer Neigung keine Wahl in der Hinsicht zu haben.

Pädophile Menschen, die sich Unterstützung und fachliche Hilfe wünschen, werden ebenfalls oft ohne Unterstützung mit ihren Problemen alleine gelassen. Die Vorurteile uns gegenüber durchziehen alle gesellschaftlichen Gruppen, darunter auch Ärzt:innen und Therapeut:innen. Aus Angst, abgelehnt oder nicht verstanden zu werden, trauen sich daher viele pädophile Menschen nicht, sich in der Therapie zu outen. Und nur äußerst wenige Therapeut:innen sind überhaupt bereit, pädophile Menschen aufzunehmen.

Einem derartig umfassenden Hass ausgeliefert zu sein, ist eine enorme psychische Belastung. Viele pädophile Menschen verstecken diesen Anteil ihrer Identität, können mit niemandem über ihre Gefühle und Probleme reden und leben in ständiger Angst, dass eines Tages doch jemand von ihrer Neigung erfährt. Nicht selten ziehen sich pädophile Menschen deswegen sozial zurück, vereinsamen und versinken in Depressionen.

Damit lässt sich vor allem eins sagen: Das Stigma macht Menschen kaputt. Einmal pädophile Menschen selbst, die dadurch in Depressionen, Isolation und allzu oft bis in den Suizid getrieben werden. Das Stigma gegenüber Pädophilen zieht sich durch die gesamte Gesellschaft. Als eine der meist gehassten Minderheiten werden wir regelmäßig mit Verbrechern gleichgestellt, die Kindern das Schlimmste antun. Und das, obwohl die Mehrheit nicht einmal weiß, was Pädophilie eigentlich bedeutet. Und vorallem obwohl Pädophilie gar keine Tat ist.