News vom 24.07.2024

Aufklärung zum Thema Pädophilie ist schwer. Nicht nur, dass es für pädophile Menschen mit einem nicht einschätzbaren Risiko verbunden ist, sich zu outen und öffentlich über die eigenen Erfahrungen zu sprechen – oft ist es auch schlicht so, dass die Öffentlichkeit nichts über das Thema wissen will.

Diese Erfahrung musste auch Georg zweimal machen, als er bei zwei Gelegenheiten versuchte, sich für Aufklärung zu engagieren. Bereits im Februar versuchte er, bei einer Veranstaltung für Toleranz einen Informationsstand zu betreiben und verteilte unter anderem Flyer von Wir sind auch Menschen, und erhielt am Ende einen Platzverweis von den Veranstaltern. Zuletzt versuchte er, auf einem Stadtfest in Spenge einen Informationsstand aufzubauen. Dieser außerordentliche Mut wurde auch hier mit Enttäuschung quittiert, und sein Antrag von der Stadt abgelehnt.

Ein Bericht der Lokalzeitung Neue Westfälische (Paywall) offenbart nun einige Hintergründe der Entscheidung. So wird der Spengener Bürgermeister Bernd Dumcke mit den Worten zitiert, das Thema Pädophilie sei „zu schwer für die Gesellschaft“ und „tendenziell nicht vermittelbar“.

Diese Entscheidung wirft einige Fragen auf. Die alltägliche Flut stigmatisierender Botschaften und Medienberichte gegen Pädophile zeigt, dass das Thema offenbar nicht zu schwer ist, solange dabei die gängigen Vorurteile bestätigt werden. Werden diese Vorurteile aber durch sachlich korrekte Aufklärung infrage gestellt, die etwa auf die Differenzierung von Pädophilie und Missbrauch hinweist, scheint dies nicht mehr zumutbar zu sein. Merkwürdig ist auch die Rolle des Bürgermeisters, der sich scheinbar in der Rolle sieht, kollektiv für alle Bürger:innen zu entscheiden, was „zu schwer“ für sie ist, anstatt das Informationsangebot zu ermöglichen und die Menschen selbstbestimmt entscheiden zu lassen, ob sie sich informieren lassen wollen.

Am Ende ist der Vorfall ein weiteres trauriges Beispiel dafür, wie pädophile Menschen aus gesellschaftlicher Partizipation ausgegrenzt werden und zum Schweigen gebracht werden, wenn sie sich selbstbestimmt dafür einsetzen, wahrgenommen zu werden und dabei den verbreiteten Vorurteilen und Stereotypen nicht entsprechen.