Aktuelles

Dieses Wochenende findet auf dem Fünf Seen Filmfestival die Premiere des Films „Yellow is the Sky“ statt. Das Zweitwerk der Regisseurin Laura Kansy beschäftigt sich der Beschreibung auf ihrer Webseite zu Folge mit dem Thema Pädophilie und dem Umgang damit. Die durchaus interessant klingende Inhaltszusammenfassung liest sich wie folgt (Übersetzung aus dem Englischen von uns):

Ein Ateliergebäude, Greenscreen-Wände, eine Familie beim Abendessen und ein Vater, der seiner Partnerin etwas erzählen will. Er fühlt sich sexuell zu Kindern hingezogen. Es ist Sommer. Draußen zirpen die Grillen in der Nacht. Der Mann, Philip, ist erleichtert es endlich jemanden erzählt zu haben. Und seine Frau Anna fühlt sich, als ob ihr der Boden unter den Füßen weggerissen wurde.

Und während draußen neuer Rasen im Garten verlegt wird, treten weitere Figuren auf: Da ist Xaver, der sich in einem Jungen in seiner Nachbarschaft verliebt hat, und Mereille, die von dem Verhalten ihres Freundes schockiert ist, und Thomas, der sich aus Scham mehr und mehr von seinen Freunden distanziert.

Was heißt es, mit Pädophilie zu leben? Als Betroffener, als Partnerin? Als Vater und als Freund? Was bedeutet es für einen Freundeskreis und deren Alltag? Und während Antworten gesucht werden, bleiben die Greenscreen-Wände leer.

Der Film wird noch heute Abend in Gauting sowie morgen Abend in Seefeld gezeigt. Interessierte können hier Karten erwerben: Seite des FSFF.

Da wir selber nicht anwesend sein können, sind wir für Eindrücke und Kritiken zu diesem Film sehr dankbar. Meldet euch gerne über das Kontaktformular. Filmkritiken können auch in Form eines Gastbeitrags auf dem Weblog “Kinder im Herzen eingereicht werden.


Die Master-Studentin Antonia Martin sucht aktuell nach Teilnehmer:innen für eine Studie über die Gründe für den Abbruch einer Psychotherapie. Unten findest du den Aufruf zur Studienteilnahme, den wir an dieser Stelle gerne weiterleiten.


Sehr geehrte Besucher:innen dieser Seite,

Im Rahmen meiner Masterarbeit an der Technischen Universität Chemnitz suche ich Teilnehmer:innen für meine Studie, welche die individuellen Gründe für den Abbruch einer Psychotherapie bei Menschen, die sich als pädophil und/oder hebephil wahrnehmen, untersucht.

Dafür führe ich eine Online-Umfrage durch. Das Ziel ist es, individuelle Gründe und Umstände für einen Psychotherapieabbruch besser zu verstehen und Psychotherapieangebote auf die Bedürfnisse der Betroffenen anzupassen, um ihnen besser helfen zu können.

Teilnehmen können alle über 18-jährigen Personen, die sich selbst als pädophil und/oder hebephil einschätzen und die schon einmal eine Psychotherapie, in der ihre sexuelle Präferenz thematisiert wurde, vorzeitig abgebrochen haben. Auch teilnehmen können Personen, bei denen diese Psychotherapie durch den oder die Therapeut:in vorzeitig abgebrochen wurde.

Ihr individuelles Feedback zu den Gründen für Psychotherapieabbrüche ist für Forschung und Praxis höchst wertvoll und daher würde ich mich freuen, wenn Sie an der Umfrage teilnehmen würden.

Über diesen Link gelangen Sie zu der selbstverständlich anonymen Umfrage: https://limes.phil.tu-chemnitz.de/index.php?r=survey/index&sid=254751&lang=de

Vielen Dank und freundliche Grüße Antonia Martin


Eine Bestätigung über die Betreuung der Masterarbeit von der TU Chemnitz liegt uns vor.


Der „Kein Täter Werden“ (KTW) - Standort der Universität Ulm hat in Zusammenarbeit mit dem Radiosender Donau 3 FM einen sechsteiligen Podcast zum Thema Pädophilie erstellt. In dem Podcast kommt neben der Therapeutin Elisabeth Quendler-Adamo und den Therapeuten Matthias Möhrle und Jamie Knoblauch der Uniklinik Ulm auch der Patient Michi zu Wort, der an vier Kindern sexuelle Übergriffe begangen hat.

Auch wenn es durchaus löblich ist, dass an mehreren Stellen sehr deutlich gemacht wird, dass Pädophilie und Missbrauch nicht dasselbe sind, wird doch sehr deutlich, dass die Motivation für die Arbeit mit Pädophilen vormals in Prävention begründet liegt. Dieser Blickwinkel fördert eine Betrachtungsweise, in der Pädophile wenn nicht Täter, dann doch mindestens potenzielle Täter sind. Dies zeigt sich zum Beispiel daran, dass Frau Quendler-Adamo an einer Stelle Pädophile in ein Dunkel- und Hellfeld einteilt, womit wieder impliziert wird, dass alle Pädophile Straftäter sind.

Damit werden die grundsätzlich guten Anti-Stigma-Botschaften der bisher veröffentlichten Folgen leider wieder ziemlich abgeschwächt. Hilfreich ist dabei auch nicht, dass Michi selber mehrfacher Täter ist und als einziger Pädophiler in diesen Folgen zu Wort kommt, und laut eigener Aussage den „Hass verstehen kann“. Viele Aussagen treffen möglicherweise auf Straftäter zu, können aber nicht ohne weiteres auf Pädophile im Allgemeinen übertragen werden – leider findet an dieser Stelle bisher keine hinreichende Differenzierung statt.

Fragwürdig ist außerdem, dass Pädophilie auch von den Therapeut:innen als Krankheit bezeichnet wird. Dies ist so nicht korrekt. Pädophilie ist keine Krankheit, sondern kann maximal zu einer Störung werden, wenn Fremdgefährdung oder Leidensdruck hinzu kommt, was auf die KTW-Patient:innen zutreffen mag, nicht aber auf alle pädophile Frauen und Männer. So steht es im aktuellen DSM sowie im neusten ICD, der Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist.

Bis jetzt sind die ersten zwei der sechs Folgen veröffentlicht und können über diesen Link angehört werden.


Das BKA berichtet in einer am Dienstag veröffentlichten Pressemitteilung über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Kriminalität in Deutschland. Zusammenfassend wurde bei den meisten Delikten ein Rückgang der Fallzahlen beobachtet. Einen deutlichen Ausreißer bilden Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornographie, wobei im starken Kontrast zum allgemeinen Trend im Jahr 2021 mehr als doppelt so viele Fälle registriert wurden, wie noch vor der Pandemie 2019. Das BKA führt dies in der Pressemitteilung darauf zurück, dass die „Gelegenheiten für Straftaten“ sich während der Pandemie vermehrt hätten und suggeriert damit, dass sich auch die Anzahl der tatsächlich begangenen Straftaten stark erhöht haben.

Damit unterschlägt die Pressemitteilung allerdings einige wichtige Tatsachen, die sich zum Teil im ausführlichen Bericht zur Entwicklung der Kriminalität während der Pandemiejahre finden lassen.

  1. Mehr erfasste Fälle bedeutet nicht mehr Fälle insgesamt. Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornographie finden größtenteils im Dunkelfeld statt. Mehr erfasste Fälle kann also auch einfach bedeuten, dass ein größerer Bereich des Dunkelfeldes aufgedeckt wird. Laut Bericht lassen sich viele Fälle durch vermehrte Hinweise vom National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) erklären. Zudem hat vor allem NRW sehr viel mehr Ressourcen in die Verfolgung von Sexualstraftaten gegen Kinder investiert. Dementsprechend ist es nur zu erwarten, dass auch mehr Fälle gefunden werden.
  2. Mitten in der Pandemie wurden die Strafen signifikant erhöht. Insbesondere wurden Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornographie zu einem Verbrechen hochgestuft, was unter anderem zur Folge hat, dass Gerichte auch in minder schweren Fällen Verfahren nicht mehr einstellen können. Außerdem wurde Anfang 2021 die Definition von Kinderpornographie erweitert, und schließt seitdem zum Beispiel auch Bilder von schlafenden Kindern in „aufreizender“ Körperhaltung ein.
  3. Ein signifikanter Anstieg der Fälle geht auf Kinder und Jugendliche als Täter zurück. Der Anteil Minderjähriger unter den Tatverdächtigen hat sich in den letzten Jahren stark gesteigert, 2021 war fast jeder zweite Tatverdächtige nicht volljährig. Bei diesen Fällen handelt es sich oft um die unbedachte Verbreitung von Bildern über soziale Medien.

Die Schlussfolgerung, dass es einen drastischen Anstieg an Straftaten gegeben hat, lässt sich aus den vorhandenen Zahlen also nicht ohne weiteres ziehen. Trotzdem wurden die Aussagen der Pressemitteilung unkritisch von einigen Medien übernommen, darunter zum Beispiel n-tv.

Derartige Aussagen sind aus mehreren Gründen problematisch. Zum einen wird das Stigma gegen pädophile Menschen dadurch indirekt weiter befördert, da viele Menschen nicht zwischen Sexualstraftätern und Pädophilen differenzieren. Erst im Mai dieses Jahres hat etwa NRW-Innenminister Herbert Reul etwa in der Tagesschau nach Veröffentlichung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2021 pauschal allen Pädophilen den Krieg erklärt.

Nicht zuletzt wird der vermeintliche Anstieg an Straftaten im Bereich Kinderpornographie gerne benutzt, um für Maßnahmen wie die Vorratsdatenspeicherung oder die Chatkontrolle zu werben. Gerade letztere wird von Bürgerrechtlern als ein noch nie dagewesener Angriff auf das Recht auf private Kommunikation und die Unschuldsvermutung bezeichnet und ist auch unter Kinderschutzorganisationen stark umstritten. Auch deswegen ist es wichtig, derartige Zahlen und Meldungen kritisch zu hinterfragen und einzuordnen.

Siehe dazu auch: netzpolitik.org: das Raunen vom millionenfachen Missbrauch


Jasmin Knittweis von der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg möchte in ihrer Bachelorarbeit die Frage beantworten, ob der öffentliche Umgang mit der Pädophilie negative Einflüsse auf die Prävention des Missbrauchs hat. Hierzu sucht sie Pädophile, welche an einer Umfrage hier teilnehmen. Dafür fragt sie ab wann ihr die Neigung erkannt habt, ob und wann ihr euch offenbart habt, was zur Prävention beitragen könnte und, falls ihr euch offenbart habt, was die Konsequenzen waren.

Zu beachten ist, dass eure Daten hierfür auch für zukünftige Analysen gespeichert werden und die Antworten, vollständig anonymisiert, veröffentlicht werden sollen.


Der Podcast für Kriminalpolitik und Strafrecht „Jetzt erst Recht“ hat am 23.02.22 seine neueste Folge veröffentlicht. Diese setzt sich kritisch mit den „Pedo Hunters“ auseinander und kann über Spotify angehört werden: https://open.spotify.com/episode/611F47bL5ktOq5P79ObZI6


Bereits letztes Jahr verkündete die Pressestelle von „Kein Täter werden“ (KTW), dass der Standort des Projekts in Regensburg wieder eröffnet werden sollte. Zuvor musste der Standort für zwei Jahre stillgelegt werden, als der damalige Leiter, Michael Osterheider, in den Ruhestand trat. Regensburg wird damit - neben Bamberg und München - zum dritten Standort des Präventionsprojekts in Bayern.

In einem Artikel in der Süddeutschen berichtet nun der neue Leiter der Regensburger Stelle, Prof. Dr. Thomas Loew, von den Schwierigkeiten bei der Suche nach geeigneten Therapieräumen. Abgesehen von den logistischen Herausforderungen, die sich durch die besonderen Anforderungen an Anonymität für die Klienten ergeben, sei dabei vor allem die Stigmatisierung des Themas Pädophilie ein großes Problem gewesen. „Sobald ich den eventuellen Vermietern mitteilte, wofür wir die Räume nutzen würden, wollten auch renommierte Institutionen uns nicht hinter ihren Mauern haben,“ berichtet Loew von den Auseinandersetzungen mit potenziellen Vermietern, die insgesamt mehr als ein halbes Jahr gedauert haben. Zusammenfassend sagt er: „Ich kam mir irgendwann vor, als hätte ich die Pest.“

Diese Schilderungen zeichnen ein erschreckendes Bild davon, wie sehr die Stigmatisierung von Pädophilie nicht zuletzt auch dem Kinderschutz im Wege steht. KTW ist ein auch international etabliertes Projekt, dessen primäres Ziel die Prävention von Kindesmissbrauch ist. Wenn selbst diesem Projekt keine Räumlichkeiten vermietet werden, zeigt dies, wie groß die Angst ist, auch nur indirekt mit Pädophilie in Verbindung gebracht zu werden – und dass diese Angst im Zweifelsfall groß genug ist, um die Unterstützung eines Angebots zu verhindern, das zur Prävention von Kindesmissbrauch geeignet ist.


Am 01. Januar diesen Jahres ist die 11. Version des ICD offiziell in Kraft getreten. Der ICD ist das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebene Diagnosehandbuch, in dem alle von der WHO anerkannten körperlichen und psychischen Krankheiten aufgelistet sind.

Mit der 11. Version ist eine lange Liste von Änderungen umgesetzt worden. Entscheidend für das Thema Pädophilie ist dabei vor allem, dass Pädophilie darin nicht mehr grundsätzlich als Krankheit zählt. Eine sogenannte „pädophile Störung“ (Code 6D32) kann zwar immer noch diagnostiziert werden, allerdings nur dann, wenn der Betroffene stark unter seiner Pädophilie leidet oder anderen Schaden zufügt. Während in der Vorgängerversion Pädophilie noch grundsätzlich unter dem Code F65.4 als Krankheit gelistet war, sind somit Pädophile, die unter ihrer Sexualität nicht leiden und niemandem schaden nach ICD-11 nicht als gestört zu betrachten. Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Der ICD-11 ist im Moment noch nur in einer englischen Version verfügbar, an einer deutschen Übersetzung wird derzeit gearbeitet. Es ist zu erwarten, dass nach deren Fertigstellung das Gesundheitssystem in den nächsten Jahren an den ICD-11 angepasst wird und damit auch in Deutschland gültig wird. Grundsätzlich verlangt die WHO, dass nach einer Übergangszeit von fünf Jahren nur noch der ICD-11 eingesetzt wird.

Weiterführende Links


Die Veranstaltung „Frag einen Therapeuten“ in Kooperation mit dem Präventionsprojekt Kein Täter werden war ein voller Erfolg! Es wurden insgesamt fast 40 Fragen zu verschiedenen Themen gestellt – mehr, als wir erwartet hatten. Auch die Abschlussveranstaltung im Chat der P-Punkte ist gut angenommen worden und ermöglichte noch einen persönlicheren Austausch.

Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr bei den Mitarbeitenden von KTW für die angenehme Zusammenarbeit und die investierte Zeit!

Die im Rahmen der Veranstaltung gestellten Fragen und Antworten können archiviert hier nachgelesen werden.


Dr. Allyn Walker, Professor für Soziologie und Strafrecht, hat xiesen* Rücktritt von der Old Dominion University zum Ende des laufenden Semesters angekündigt. Dr. Walker ist unter anderem der Ansicht, dass das Stigma gegen Pädophile falsch und nicht zuletzt für den Kinderschutz schädlich ist, und dass man einen Menschen nicht anhand dessen angeborenen und nicht ausgesuchten Sexualität, sondern anhand von Handlungen bewerten solle. Dafür war xier nach einem Interview mit der Kinderschutzorganisation Prostasia unter massiven Beschuss geraten und ist daraufhin zunächst von der ODU beurlaubt worden.

Die Proteste gegen Dr. Allyn Walker, xier sich als transgender identifiziert, beinhalteten unter anderem Androhungen von Gewalt, Morddrohungen und waren zum Teil transphob motiviert. In einem öffentlichen Statement erklärte xier:

Das Ziel meines Stipendiums ist die Prävention von Kindesmissbrauch. Diese Forschung wurde von einigen in den Medien und online falsch dargstellt, zum Teil aufgrund meiner Transidentität. Daraufhin wurden mehrere Drohungen gegen mich und den gesamten Campus ausgesprochen.

Zuvor hatten sich über 60 namhafte Wissenschaftler solidarisch hinter Dr. Walker gestellt und ihre Bestürzung über Dr. Walkers Behandlung und die fehlende Rückendeckung seitens der Leitung der ODU geäußert.

Dr. Walkers Aussagen mögen zwar unpopulär sein, aber sie stehen auf festem wissenschaftlichen Boden und werden von den meisten Experten unterstützt. Die scharfe Kritik beruht auf einem völlig falschen Verständnis und einer stellenweise bewussten Fehlinterpretation, mit der nicht zuletzt auch transphobe Angriffe legitimiert wurden. Es ist äußerst bestürzend, dass derartig vorsätzliche und boshafte Ignoranz nun einem Wissenschaftler die Stelle gekostet hat, einfach nur weil einer lauten und aggressiven Mehrheit die Forschungsergebnisse nicht gefallen haben. Solche Fälle bedrohen die Freiheit der wissenschaftlichen Forschung und sorgen dafür, dass immer weniger Forscher aus Angst vor Diffamierung in diesem Bereich forschen. Nicht zuletzt ist es naiv zu glauben, willentliche Ignoranz und ein Mangel an Forschung und wissenschaftlichen Erkentnissen würde dazu führen, dass auch nur ein Kind mehr geschützt werden würde.

Denjenigen, die sich wirklich ernsthaft mit Dr. Walkers Thesen auseinandersetzen wollen, können wir nur xies (nur auf Englisch verfügbares) Buch A Long, Dark Shadow Minor-Attracted People and Their Pursuit of Dignity empfehlen. Dr. Walker wünschen wir für xiesen weiteren Weg alles Gute.


(*) Dr. Walker präferiert für sich die geschlechtsneutralen Pronomen they / their. Im Deutschen haben wir hierfür die Pronomen xier / xies gewählt.