News vom 15.03.2023
Die Frage, wie groß der Anteil an Kindesmissbrauchstäter:innen ist, die pädophil sind, beschäftigt die Wissenschaft schon seit längerem. In der FAZ ist jetzt ein Artikel über weibliche Täterinnen (Paywall) erschienen, dem zufolge nur in sehr wenigen Einzelfällen Täterinnen pädophil sind.
Der Artikel beruft sich dabei auf die Dissertation „Sexueller Kindesmissbrauch durch Frauen“ der Rechtspsychologin Monika Knauer, die bereits 2021 publiziert wurde. In ihrer Dissertation untersuchte die Autorin Strafakten von 465 Täterinnen und stellte dabei fest:
Aus sexueller Lust heraus agierten 4,1% (n=19) der Frauen. Eine kernpädophile Fixierung wurde bei keiner der Straftäterin festgestellt, eine Kernhebephilie wurde jedoch bei zwei Frauen diagnostiziert. […] Dabei wurde bei neun von ihnen eine pädophile und bei den anderen acht eine hebephile Nebenströmung diagnostiziert.
Dies ist eine weitere Bestätigung dafür, dass Missbrauch in den seltensten Fällen zur Befriedigung sexueller Lust passiert, sondern meist ganz andere Gründe ursächlich sind.
Relevant sind diese Ergebnisse einmal für den gesellschaftlichen Umgang mit Pädophilie, da sie erneut bestätigen, dass das stigmatisierende Vorurteil, Pädophilie und Missbrauch seien synonym, in der Realität nicht zutrifft. Gleichzeitig ergeben sich auch spannende Fragestellungen für die Prävention von Kindesmissbrauch. Bisher bestehen Täter:innenorientierte Präventionsmaßnahmen vor allem aus Therapieangeboten für pädophile Menschen – in Anbetracht der vorliegenden Ergebnisse stellt sich aber durchaus die Frage, ob damit überhaupt ein relevanter Anteil an möglichen Täter:innen erreicht wird, oder ob Maßnahmen, die nicht gezielt an Pädophile gerichtet sind nicht effektiver sein können.