News vom 01.09.2025
Seit mehreren Jahren plante das Präventionsprojekt für Jugendliche (PPJ) an der Charité zusammen mit dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF) ein Wohnprojekt für sexuell übergriffige Jugendliche im Alter von 12–18 Jahren, bei denen eine Intelligenzminderung und eine Pädophilie festgestellt wurde. Die acht Jugendlichen, die dort betreut werden sollten, sind zum Teil aus mehreren anderen Hilfsangeboten für Kinder und Jugendliche entlassen worden, weil sie sich trotz therapeutischer Unterstützung immer wieder gegen anderen Kindern sexuell übergriffig verhalten haben. Untergebracht werden sollten die Jugendlichen auf einem Bauernhof in der Uckermark in Brandenburg; diesen hätten sie nur in Begleitung verlassen dürfen. Das ursprüngliche Konzept sah außerdem vor, dass 30 % der verfügbaren Plätze für geschlossenen Unterbringungen genutzt werden konnten, um den Jugendlichen bei „fehlender Einsichtsfähigkeit“ mit richterlicher Genehmigung ihre Freiheit zu entziehen. Als weitere Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen wurde von Projektinitiator Prof. Klaus Beier zudem die Verwendung von GPS-Armbändern und Medikamenten genannt.
Geplant wurde das Projekt zunächst ohne Einbeziehung der lokalen Bevölkerung, die nur durch Zufall von den Plänen erfuhr. Darauf bildete sich ein starker Widerstand gegen die Pläne, unter anderem wurde eine Petition gegen das Projekt von 3.500 Menschen unterzeichnet. Wir berichteten im Januar über das Projekt und die Proteste und formulierten in einer eigenen Stellungnahme, warum wir das Projekt für kritisch hielten. Seitdem in der Zwischenzeit ist der Widerstand gegen das Projekt weiter eskaliert, so wurden unter anderem Banner mit diskriminierenden Slogans wie „Kein Platz für Pädophile in unserer Gemeinde“ vor Ort aufgehängt.
Vergangenen Dienstag gaben nun das Jugendministerium Brandenburg, der Landkreis Uckermark und das EJF in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt, dass sie dem öffentlichen Druck nachgeben und das Projekt nicht weiterverfolgt wird. Als Begründung nennen sie, dass den Jugendlichen aufgrund der fehlenden Unterstützung der Bevölkerung nicht die notwendige Ruhe, Sicherheit und Stabilität gewährleistet werden kann.
Für die betroffenen Jugendlichen wird nach Angaben der Projektpartner nach alternativen Lösungen und Standorten gesucht. Ob ein derartiges Projekt in der aktuellen gesellschaftlichen Situation aber überhaupt irgendwo realisiert werden kann, ohne die beteiligten Jugendlichen der Gefahr von Stigmatisierung, Diskriminierung und gewalttätigen Übergriffen auszusetzen dürfte allerdings fraglich sein.