News vom 02.04.2025
In einer Pressekonferenz gaben Bayerns Justizminister Eisenreich und Innenminister Herrmann heute bekannt, eine große Plattform für den Austausch von kinderpornografischen Videos abgeschaltet zu haben. Die 2022 ins Leben gerufene Plattform mit den Namen Kidflix soll laut Angaben der Staatsanwaltschaft vor ihrer Abschaltung fast 100 000 Videos für etwa zwei Millionen registrierte Nutzer:innen bereitgestellt haben.
Brisant an dem Fall ist, dass laut Informationen des Spiegels die Ermittler:innen bereits im Frühjahr 2022, also kurz nach dem Start der Plattform, Zugriff auf die Server erlangen konnten. Dies bedeutet also, dass sich die Ermittlungsbehörden entschlossen haben, drei Jahre lang die Plattform nicht abzuschalten – laut eigenen Angaben, um dabei mehr Verdächtige identifizieren zu können. Gebracht hat das nicht viel, in internationalen Ermittlungen konnte am Ende lediglich ein verschwindend geringer Anteil von 1400 Tatverdächtigen identifiziert werden. Fast alle Nutzer:innen, sowie die Administratoren der Plattform, konnten der Strafverfolgung bisher entgehen.
Eisenreich selber betonte in der Pressekonferenz: „Hinter jedem Bild, hinter jedem Video steht das unfassbare Leid eines Kindes“. Umso unverständlicher ist es, dass der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte über diese Plattform nicht frühzeitig, sondern erst nach drei Jahren Einhalt geboten wurde. Dabei ist es keine Seltenheit, dass Ermittlungsbehörden weltweit sich aktiv an der Verbreitung von Kinderpornografie beteiligen: so wurde 2017 das weltweit größte Darknet-Forum für Kinderpornografie fast ein ganzes Jahr lang von der australischen Polizei betrieben, die ähnliches mit einem anderen Forum schon 2014 gemacht hatte. 2015 übernahm das FBI den Betrieb der kriminellen Plattform Playpen für zwei Wochen, und verbesserte in dieser Zeit sogar das „Angebot“, indem sie technische Fehler behoben und die Seite schneller und leichter zugänglich machten. Auch in Deutschland wurde die Polizei mehrfach dafür kritisiert, dass sie der Verbreitung von Kinderpornografie meist tatenlos zusieht.
In den Medien wird das Vorgehen der Polizei bisher nicht hinterfragt und stattdessen deren Rechtfertigungen unkritisch übernommen. Es dominieren vor allem hetzerische Narrativen von einem Schlag gegen ein „Pädophilen-Netzwerk“ oder eine „Pädophilen-Plattform“, was Pädophilie mit derartigen Straftaten gleichstellt und außerdem allen Pädophilen ein Interesse an kinderpornografischen Material unterstellt.