News vom 12.09.2022

In Texas ist letzte Woche eine Englischlehrerin entlassen worden, nachdem sie Aussagen gegen die Stigmatisierung pädophiler Menschen in ihrem Unterricht geäußert hat. Darüber berichteten diverse englischsprachige Medien, unter anderem das US-Nachrichtenportal NBC News. Der Fall hat Aufmerksamkeit erzeugt, nachdem ein Videoclip mit ihren Aussagen auf TikTok veröffentlicht wurde.

In dem Video sagt die Lehrerin unter großen Protest der Schüler:innen, dass der Begriff „Pädophil“ durch den weniger stigmatisierenden Begriffs MAP (Minor Attracted Person) ersetzt werden sollte. Das Video ist gerade einmal 15 Sekunden lang, ihre Äußerungen daraus können damit in ihrer Gesamtheit hier wiedergegeben werden (Übersetzung von uns).

Hört auf, sie so zu bezeichnen. Ihr dürft sie nicht so nennen. […] Wir nennen sie nicht so. Wir werden sie als „MAPs“ bezeichnen, Minor Attracted Persons. Verurteilt keine Menschen, nur weil sie Sex mit Fünfjährigen haben wollen!

Aussagen einiger ihrer Schüler:innen zu Folge sind die Sätze aus dem Kontext gerissen und waren eigentlich als pädagogische Taktik gedacht, um ihre Schüler:innen dazu herauszufordern, gegen scheinbar „absurde“ Positionen zu argumentieren. Ihre provokante Formulierung („nur weil sie Sex mit Fünfjährigen haben wollen“) scheint diese Interpretation zu stützen. Dies ist für sich genommen schon schlimm genug – schließlich ist es nicht ausgeschlossen, dass sich in ihrer Klasse auch pädophile Schüler:innen befinden könnten, für die es äußerst belastend ist, wenn die ganze Klasse für ihre Verurteilung und Ablehnung argumentieren soll.

Noch erschreckender ist es allerdings, dass ein 15-Sekunden-Clip mit einer Aussage, die sich (scheinbar) für eine humanere Behandlung pädophiler Menschen ausspricht ausreicht, um eine 30-jährige Karriere von jetzt auf gleich zu beenden. Nicht nur das, auf diversen Nachrichtenportalen wird die Lehrerin mit vollem Name sowie Bildern von ihr, ihrem Mann und ihren zwei Enkelkindern bloßgestellt. Entsprechend kursieren auf Twitter bereits zahlreiche Mord- und Gewaltandrohungen gegen sie und gegen pädophile Menschen im Allgemeinen – allem Anschein nach von Nutzern, die davon ausgehen, dass sie ihre Aussagen ernst gemeint hat.

Der Fall erinnert an die Kontroverse um Dr. Allyn Walker, der im November letzten Jahres von xies Stellung als Professor für Soziologie und Strafrecht an der Old Dominion University zurückgetreten ist. Dr. Walker war zuvor massiv bedroht und unter Druck gesetzt worden, nachdem xies Forschung zum Teil falsch dargestellt wurde und vor allem xies Aussagen, dass nicht alle pädophile Menschen Straftäter seien und Verachtung verdienen, empörte Proteste Tausender Student:innen ausgelöst hat.