News vom 21.07.2025
Luxemburgs Innenminister Léon Gloden hat auf Anfrage der Piratenpartei mitgeteilt, ein Gesetz gegen sogenannte „Pädojäger“ zu planen. Dieses Gesetz soll es den Behörden ermöglichen, gegen entsprechende Online-Inhalte, insbesondere Aufrufen zur Selbstjustiz, vorzugehen. Das Gesetz ist als Teil der Umsetzung des Digital Services Act der EU für Luxemburg vorgesehen.
Das Gesetzesvorhaben kam nach einigen Vorfällen brutaler Selbstjustiz durch selbsternannte „Pädojäger“. Besonders viel Medienaufmerksamkeit erhielt ein Fall aus dem vergangenen Monat, in dem ein 19-Jähriger durch eine Gruppe teils jugendlicher Täter gefesselt, gedemütigt und beraubt wurde. Strukturen von selbsternannten „Jägern“ werden unter anderem von Polizei und Geheimdiensten überwacht, wobei auch Verbindungen in gewaltbereite rechtsextreme Netzwerke vermutet werden. Trotzdem wehrt Innenminister Gloden sich dagegen, bei dem Phänomen von einem Trend zu sprechen.
Luxemburg ist damit zusammen mit Österreich eines der ersten Länder, die politisch gegen „Pädojäger“-Netzwerke vorgehen. Österreich hatte im vergangenen März einen Aktionsplan gegen Hasskriminalität beschlossen, nachdem eine Gruppe selbsternannter „Pädojäger“ brutale Gewalt gegen Homosexuelle ausgeübt hatte. In der Debatte darum wurde allerdings immer wieder betont, dass die Opfer in diesen Fällen gar nicht pädophil gewesen seien, was Zweifel daran sät, ob tatsächlich Pädophile durch dieses Gesetz ebenfalls geschützt werden. In Deutschland wird das Thema politisch noch weitestgehend ignoriert, während in der Schweiz nach einem besonders brutalen Fall von Gewalt durch „Pädojäger“ über härtere Gesetze debattiert wurden – die sich allerdings nicht gegen Selbstjustiz-Täter:innen, sondern „gegen Pädophile“ richten sollten.
Allgemeiner Hinweis zum Begriff der „Pädojäger“: obwohl sich entsprechende Gruppen gerne als „Pädophilen-Jäger“ inszenieren, hat deren Handlungen schon alleine, weil die Lockvögel meist Jugendliche sein sollen, mit Pädophilie nichts zu tun. Stattdessen wird der Status der Pädophilen als meistgehasste gesellschaftliche Gruppe genutzt, um Hemmschwellen für Gewalt zu senken, Taten vor sich selber und anderen zu legitimieren und Beifall in sozialen Medien zu bekommen. Die unkritische Übernahme dieser Selbstbezeichnung, die in vielen Medienberichten zu sehen ist, stellt Pädophile als nicht schützenswerte Gruppe dar, die es zu „jagen“ gilt, und ist daher strikt abzulehnen.