News vom 23.10.2023

Im Frühjahr 2021 suchte ein Studienteam um Sara Jahnke nach pädophilen Teilnehmer:innen für ein Forschungsprojekt zu den Themen Eigenbezeichnungen, Erfahrungen mit Therapie und Stigma. Die Studie ist inzwischen abgeschlossen, und das Forschungsteam hat uns einen Bericht der Ergebnisse zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Die wesentlichen Ergebnisse sind unten zusammengefasst, wer Englisch beherrscht kann sich den vollständigen Bericht außerdem hier herunterladen.


1) Die Teilnehmer akzeptierten ein breites Spektrum von Bezeichnungen für sich selbst.

Alle vorgestellten Labels wurden als akzeptabel eingestuft. Einige Bezeichnungen waren beliebter als andere: MAP wurde am höchsten bewertet, gefolgt von pädophil/hebephil. Die Bezeichnungen pädophile/hebephile Person und Person mit Pädophilie/Hebephilie erhielten vergleichsweise niedrige Werte.

2) Das Offenbaren einer sexuellen Neigung zu Kindern gegenüber einem Therapeuten ist nur dann mit besseren Ergebnissen verbunden, wenn der Therapeut unterstützend reagiert.

Von den Teilnehmern mit früheren, nicht obligatorischen (d.h. nicht im Rahmen einer rechtlichen Behandlungsauflage erfolgten) Behandlungserfahrungen hatte etwa ein Drittel ihre sexuelle Neigung gegenüber ihrem Therapeuten nicht offenbart. Die Offenlegung einer sexuellen Neigung zu Kindern war nicht mit besseren oder schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden. Allerdings waren die Teilnehmer, die ihre sexuelle Neigung offenlegten, mit der Arbeitsbeziehung zu ihrem Therapeuten zufriedener als diejenigen, die sie nicht offenlegten.

3) Die Beziehung zwischen der Erfahrung der Stigmatisierung und der Motivation, eine Behandlung zu suchen, ist komplex.

Betroffene haben häufig Angst davor, negativ behandelt zu werden, wenn ihr stigmatisiertes Merkmal ans Licht kommt (antizipiertes Stigma). Andere verinnerlichen negative gesellschaftliche Vorstellungen über sich selbst und sehen sich selbst als zutiefst defizitär an (internalisiertes Stigma). Diese Erfahrungen stehen in unterschiedlichem Zusammenhang mit der Motivation, therapeutische Hilfe zu suchen. Einerseits war die verinnerlichte Stigmatisierung mit einer höheren Motivation verbunden, im Bedarfsfall therapeutische Hilfe zu suchen. Andererseits steht die Erwartung, dass Therapeuten bei einer Offenbarung negativ reagieren, in Zusammenhang mit einer geringeren Motivation, Hilfe zu suchen. Eine allgemeine antizipierte Stigmatisierung stand nicht im Zusammenhang mit der Bereitschaft, sich in therapeutische Behandlung zu begeben.