News vom 08.12.2022

Der Kieler Standort des Präventionsprojektes Kein Täter Werden hat auf einer Pressekonferenz in Kiel heute eine neue Öffentlichkeitskampagne vorgestellt und dabei auch eine Zwischenbilanz für das Projekt gezogen. Der 2009 gegründete Standort unter Leitung von Prof. Dr. Huchzermeier ist eines der ältesten Mitglieder des Projektes, und der einzige Standort im Bundesland Schleswig-Holstein.

Bei der Veranstaltung war auch Schleswig-Holsteins Gesundheits- und Justizministerin Prof. Dr. Kerstin von der Decken anwesend, deren Ministerium die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes finanziell mit unterstützt. Laut Aussagen ihres Ministeriums wird die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes dieses Jahr mit etwa 75000 € gefördert, wovon unter anderem Werbekampagnen in verschiedenen Medien finanziert werden.

Enttäuschend ist, dass in der Berichterstattung zu der Veranstaltung das psychische Wohlbefinden der eigentlichen Klienten des Projekts mit keinem Wort erwähnt wird. Es scheint fast so, als ob dies für die Messung des Erfolgs des Therapieprojektes völlig irrelevant ist. Gesundheitsministerin von der Decken begründet in einer Pressemitteilung die Unterstützung des Projektes mit der Hoffnung, „dadurch noch mehr Betroffene zu erreichen als bisher und so weitere sexuelle Kindesmissbräuche verhindern zu können.“ Auch die dpa-Meldung zu der Veranstaltung und ein Bericht im NDR erwähnt als einziges Therapieziel lediglich, „das Risiko für einen sexuellen Übergriff auf Kinder zu reduzieren.“ Huchzermeier selber redet ebenso nur davon, dass sein Projekt das Ziel habe „sexuelle Gewalt an Kindern zu reduzieren.“

Dies ist besonders brisant, da sich das Projekt laut Eigenaussage vor allem an pädophile Menschen richtet, die keine Straftaten begangen haben, und nicht an (nicht-pädophile wie pädophile) Menschen, die Angst davor haben sich sexuell übergriffig zu verhalten. Darunter fallen also auch viele Menschen, die keinerlei Schwierigkeiten damit haben, nicht straffällig zu werden, womöglich aber psychologische Hilfe brauchen, um zum Beispiel mit Problemen wie Minderheiten-Stress, Depressionen oder soziale Isolation als Folge der Stigmatisierung umgehen zu können. Es ist schade zu sehen, dass deren psychisches Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit anscheinend auf solchen Veranstaltungen überhaupt kein Thema zu sein scheint, insbesondere, da es deutschlandweit für diese Menschen fast keine anderen fachlichen Anlaufstellen gibt.