News vom 08.06.2021

Mit gleich vier neuen Niederlassungen in der Schweiz breitet sich das deutsche Erfolgsmodell von Kein Täter Werden weiter aus. In Genf, Zürich, Basel und Frauenfeld gibt es damit nun auch für Schweizer mehrere Anlaufstellen für Menschen, die Hilfe beim Umgang mit der eigenen Pädophilie suchen. Während die Ziele und wohl auch Praktiken von dem deutschen Vorbild übernommen wurden, gab es in der öffentlichen Vorstellung allerdings einige Aussagen der Gründer, die bei uns auf Bedenken stoßen.

Schade ist zum Beispiel, dass das erklärte Ziel des Projektes ausschließlich die Prävention von Sexualstraftaten ist. Zwar geht es auch, wie auf der Webseite des Projekts beschrieben darum, die „sexuelle Präferenz zu akzeptieren“ und in das Selbstbild zu integrieren. Dies dient allerdings auch nur dem Zweck, Straftaten zu verhindern. Das Wohlbefinden der angesprochenen Zielgruppe, die mit dem Therapieprojekt erreicht werden soll, wurde in der Vorstellung überhaupt nicht erwähnt; es entsteht gar der Eindruck, als sei dies völlig irrelevant. Dadurch bleibt weiterhin eine riesige Behandlungslücke offen. Pädophile Menschen, die Probleme beim Umgang mit ihrer Sexualität haben ohne aber Schwierigkeiten dabei zu haben, keine Straftaten zu begehen haben somit immer noch keine passenden Anlaufstellen.

Besonders kritisch sehen wir auch die Rolle von Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli, die wesentlich an der Einführung des Projekts in der Schweiz beteiligt war und es letzten Freitag zusammen mit Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch vor den Medien vorgestellt hat. Frau Rickli hat zuvor die 2014 beschlossene Volksinitiative „Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen“ wesentlich unterstützt, die unter anderem von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wurde. Im Zuge dieser Initiative ist Frau Rickli vor allem durch einige äußerst stigmatisierende Aussagen gegen pädophile Menschen aufgefallen, in denen sie etwa nicht zwischen Tätern und Pädophilen differenziert.

Trotz dieser problematischen Präsentation des Projekts können wir die tatsächliche therapeutische Arbeit nicht bewerten. Wer Interesse an dem Projekt hat, findet mehr Informationen auf kein-taeter-werden.ch